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2 Wichtige Eigenschaften eines Dateisystems


2.1 Journaling

Dies ist die wohl wichtigste Eigenschaft der neueren Dateisysteme. Ein Journal ermöglicht es, ein Dateisystem nach einem plötzlichen Systemausfall in einem konsistenten Zustand zu erhalten. Damit sind langwierige Dateisystem-Tests nach einem solchen Ausfall nicht mehr notwendig.


2.1.1 Woher kommen inkonsistente Zustände nach einem Systemausfall?

Daten werden nicht sofort auf den Datenträger geschrieben, sondern aus Performance-Gründen zunächst im Arbeitsspeicher gehalten. Für die Anwendungen gelten die Daten aber schon in diesem Zustand als gespeichert, damit diese zügig weiterarbeiten können. Im Arbeitsspeicher wird zusätzlich die Reihenfolge der Schreibzugriffe so umgestellt, dass möglichst viele Schreibzugriffe auf einmal durchgeführt werden können. Durch die Firmware der Festplatten wird die nochmals optimiert, so dasse Kopfbewegungen der Festplatte erheblich reduziert werden.

Die Daten werden anschließend, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, in einem Rutsch auf die Festplatte geschrieben. Dieses als Caching bezeichnete Verfahren ermöglicht ein wesentlich schnelleres Arbeiten.

Fällt nun aber plötzlich der Strom aus, ist nicht klar, in welchem Zustand die Daten gerade waren. Sind sie auf die Platte geschrieben oder waren sie noch im Arbeitsspeicher?

Deshalb ist in solch einem Fall ohne Journaling eine Prüfung aller Dateien notwendig, was bei größeren Festplatten sehr lange, bis zu mehrere Stunden, dauern kann. Dies ist für Produktiv-Systeme in der Regel nicht akzeptabel.

Darüber hinaus kann bei Inkonsistenzen ein manueller Eingriff notwendig werden, schlimmstenfalls lässt sich das Dateisystem nicht mehr reparieren, was allerdings sehr selten vorkommt.

Das Journaling-Dateisystem vermeidet derartig lange Dateisystem-Prüfungen. Darüber hinaus werden die genannten Inkonsistenzen, die in seltenen Fällen das Dateisystem zerstören können, meist vermieden.


2.1.2 Wie funktioniert ein Journaling-Dateisystem?


2.1.2.1 Metadaten

Ein Dateisystem benötigt interne Verwaltungs-Strukturen, welche die eigentlichen Daten der Festplatte organisieren und griffbereit halten. Solche internen Strukturen werden Metadaten genannt und sind sozusagen die Daten über die Daten. Die Metadaten definieren z. B., wo die Datenblöcke einer Datei zu finden sind, wer Besitzer ist, die Rechte, die letzten Zugriffszeitpunkte und anderes mehr.

Diese Verwaltungsdaten müssen unbedingt konsistent gehalten werden. So lässt sich auf eine Datei nicht zugreifen, wenn die Datenblöcke nicht dort sind, wo sie laut Metadaten zu sein haben. Oder es könnte passieren, dass bestimmte Datenblöcke als nicht belegt definiert sind, obwohl dort Daten abgelegt sind, die somit überschrieben werden könnten.

Wird eine Datei neu angelegt, so werden in mindestens fünf verschiedenen Strukturen der Metadaten Änderungen vorgenommen. Gibt es während dieser Änderungen einen Systemausfall, ist das Dateisystem inkonsistent - es sei denn, es gibt ein Journal.


2.1.2.2 Journal

Bevor eine Änderung an den Metadaten vorgenommen wird, wie durch das Anlegen einer neuen Datei, werden die dafür nötigen Metadaten-Änderungen zunächst ausschließlich in das Journal geschrieben, welches eine Art Log-Datei darstellt. Diese Einträge im Journal gelten solange nicht für das Dateisystem, bis die Journal-Einträge mit einem commit abgeschlossen werden. Erst dann werden die neuen Metadaten auf die Festplatte geschrieben.

Wie soll dies nun vor Inkonsistenzen nach einem Systemabsturz schützen? Nach einem Neustart zieht das Dateisystem als erstes das Journal zu Rate. Sind die Einträge im Journal schon mit einem commit abgeschlossen, sind die Metadaten gültig und die Einträge werden auf die Festplatte übertragen. Fehlt das commit als abschließender Eintrag, werden die Metadaten nicht von dem Journal auf die Festplatte geschrieben, sondern verworfen.

Bei Dateisystemen ohne Journal, wie Ext2, müssen dagegen alle Metadaten überprüft werden, ob sie konsistent sind, was die erwähnten langen Wartezeiten bewirkt.

Was ist nun mit den eigentlichen Daten, wann werden diese auf die Festplatte gespeichert? Das ist bei den verschiedenen Dateisystemen verschieden implementiert. Bei Ext3 werden zunächst die eigentlichen Daten auf die Festplatte geschrieben, erst anschließend wird das abschließende commit im Journal gesetzt. Bei den anderen Journaling Dateisystemen können dagegen die Metadaten schon auf die Festplatte geschrieben werden, bevor die Daten komplett auf der Festplatte sind, was zu Problemen führen kann, aber schneller ist. Hier hat Ext3 in Sachen Sicherheit die Nase vorn.

Die Integrität der eigentlichen Daten stellt das Journal leider nicht sicher. Es kann also durchaus sein, das nach einem Absturz eine Datei einen Mix aus einer alten und neuen Version enthält. Auch hier hat Ext3 die Nase vorn, denn nur Ext3 kann über die Metadaten hinaus auch die Datenänderungen selbst mitprotokollieren, mehr dazu siehe  Ext2 und Ext3.


2.2 Binärbäume

Ein Binärbaum ermöglicht einen beschleunigten Zugriff auf die Informationen der Verzeichniseinträge, insbesondere bei Verzeichnissen mit vielen Dateien und Unterverzeichnissen. Bei einem traditionellen Dateisystem wie Ext2/Ext3 müssen der Reihe nach alle Verzeichniseinträge durchgegangen werden, bis der gesuchte Eintrag gefunden ist (doppelt verzeigerte Liste). Somit ermöglicht ein Binärbaum ein beschleunigtes Suchen im Dateisystem.

Beispiel:

Wird ein Verzeichnis mit 1000 Einträgen nach einem Dateinamen durchsucht, sind ohne Binärbaum-Struktur durchschnittlich 500 Suchaktionen notwendig, mit Hilfe eines Binärbaum dagegen nur 10.

Allerdings benötigt ein Binärbaum mehr Rechenzeit, da das System komplexer ist und nach Bearbeitung der Verzeichniseinträge erneut ausbalanciert werden muss.


2.3 Flexibleres setzen der Rechte durch ACLs (Access Control Lists)

Außer ReiserFS können alle hier genannten Dateisysteme um de ACLs erweitert werden.

Der Vorteil liegt im Wegfall der Unix-typischen Beschränkung, das Rechte auf eine Datei oder ein Verzeichnis nur für je einen Besitzer, eine Gruppe und alle anderen gesetzt werden kann. Im Gegensatz dazu können mit Hilfe von ACLs verschiedene Rechte für nahezu beliebig viele Nutzer und Gruppen vergeben werden, was insbesondere für Netzwerkanwendungen sehr nützlich ist. So kann einer Gruppe Lese-, einer anderen Gruppe Schreibrecht gegeben werden, alle anderen können ausgeschlossen werden.

Es können allerdings bislang nur wenige Linux-Programme diese erweiterten Rechte nutzen, wie etwa de Samba.


2.4 Geschwindigkeit

Es sind nicht wenige Geschwindigkeitstests veröffentlicht worden. Je nach Testumgebung und Zeitpunkt unterscheiden sich die Ergebnisse erheblich, widersprechen sich zum Teil, deshalb müssen sie mit großer Vorsicht genossen werden.

Außerdem entwickeln sich die neueren Dateisysteme rasant, so dass die Tests oft schon veraltet sind. Und es ist die Frage, wie relevant die Geschwindigkeit für die Praxis ist. Deshalb sind hier nur allgemeine Tendenzen der Dateisysteme angegeben.


2.5 Regelmäßige Dateisystem-Check

Journaling verhindert leider nicht die regelmäßigen Dateisystem-Überprüfungen, wie oft behauptet wird. Ist der maximum mount count (oft nach dem 24. mounten) oder aber der check intervall (oft nach einem halben Jahr ohne Dateisystem-Check) überschritten, löst ein Neustart eine Dateisystemprüfung aus, was natürlich oft sehr störend ist. Es sollen damit einerseits Fehler im Dateisystem-Code begegnet, andererseits frühzeitig Hardware-Fehler erkannt werden, wie etwa defekte Sektoren.



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