» SelfLinux » Überblick über Linux » Der Linux-Kernel » Abschnitt 2 SelfLinux-0.12.1
zurück   Startseite Kapitelanfang Inhaltsverzeichnis GFDL   Distributionen

SelfLinux-Logo
Dokument Der Linux-Kernel  Autor
 Formatierung
 GFDL
 

2 Erzeugen eines eigenen Kernels


2.1 Voraussetzungen

Um einen eigenen Kernel zu übersetzen, brauchen Sie einen C-Compiler, der die Quelltexte ins Binärformat übersetzt. Ob der C-Compiler installiert ist, erfahren Sie mit dem folgenden Befehl:

root@linux # gcc --version

oder

root@linux # cc --version

Nach Eingabe dieses Befehls sollte die Versionsnummer auf dem Schirm erscheinen.


2.2 Holen der Kernel-Quellen

Nun brauchen Sie noch die aktuellen Kernel-Quellen. Die Quellen des unveränderten Original-Kernels finden Sie auf

en http://www.kernel.org

Schauen Sie auch auf der Downloadseite ihres  Distributors, der oft eigene (angepaßte) Versionen des Kernels im  RPM- oder DEB-Format bereitstellt.

Die Quelltexte des Kernels sollten Sie in /usr/src entpacken (bei der Installation eines Paketes wird das bereits oft automatisch erledigt).

Wechseln Sie in das Verzeichnis /usr/src, um zu schauen, ob ein Verzeichnis linux-<kernelversion> existiert. Wenn ja, kann es auch schon los gehen.

Wenn Sie die aktuelle Version des Originalkernels von en www.kernel.org heruntergeladen haben, kopieren Sie die Datei linux-2.x.xx.tar.bz2 in das Verzeichnis /usr/src und entpacken Sie das Archiv mit dem folgenden Befehl:

root@linux /usr/src# tar jvxf linux-2.x.xx.tar.bz2

Nach dem Entpacken ist das Verzeichnis /usr/src/linux-<kernelversion> entstanden.


2.3 Hinweis zur Versionsnummer des Kernels

Es werden im Grunde zwei Arten von Kernels unterschieden. Das sind zum einen die stabilen Kernel, zum anderen die Entwickler-Kernel, an denen aktuell gearbeitet wird und die nicht stabil genug für die Benutzung sind. Diese unterscheiden sich anhand der Versionsnummer. Eine gerade Zahl an der zweiten Stelle der Versionsnummer kennzeichnet den stabilen Kernel-Zweig, eine ungerade den aktuellen Entwickler-Kernel. Also sind etwa 2.0, 2.2, 2.4 und 2.6 stabile Kernel. Die Versionen 2.1, 2.3 und 2.5 dagegen sind Entwickler-Kernel.

Die Zahl, die darauf folgt, ist der Patchlevel des Kernels. Werden Änderungen an einer Kernelversion von den Kernel-Entwicklern freigegeben, so erhöht sich der Patchlevel jeweils um den Wert Eins. Der Patchlevel gibt somit Auskunft über die Aktualität des Kernels.


2.4 Konfiguration des Kernels

Sie haben im Wesentlichen drei Möglichkeiten, einen neuen Kernel zu konfigurieren.

  • make config ist die einfachste aber nicht die beste von allen:
    innerhalb des Konsolenfensters werden dem Benutzer Fragen gestellt, die er einzeln beantworten muss. Da dies mit der Zeit sehr umfangreich und unübersichtlich geworden ist, ist diese Methode nicht zu empfehlen.
  • make menuconfig stellt ein grafisches Menü in einer Konsole bereit. In diesem Menü kann man Konfigurationsoptionen auswählen. Meistens werden die Möglichkeiten [X] [ ] [M] (aktiviert, deaktiviert und als Kernelmodul kompiliert) angeboten. Um diesen Weg zu nutzen, benötigt Ihr System die ncurses-Bibliothek, die jedoch von den meisten Distributionen von ganz allein installiert wird.
  • make xconfig bietet ebenfalls ein Auswahlmenü an, aber unter der X-Window-Oberfläche. Hierzu müssen Sie bei einem Kernel der 2.4er Reihe Tcl/Tk, und bei einem Kernel der 2.6er Reihe QT installiert haben.

make menuconfig in Aktion
make menuconfig in Aktion

Schauen Sie sich zunächst genau die Auswahloptionen an und vergleichen Sie, welche Hardware Sie in ihrem Computer haben (eventuell schauen Sie auch einmal in die Ausgaben der Befehle lspci und dmesg). Schauen Sie ggf. auf der Homepage des Herstellers nach, ob Sie eine Dokumentation zu Ihrer Hardware finden.

Nachdem Sie die Auswahlentscheidungen getroffen haben, können Sie Ihre Konfiguration speichern. Die Konfiguration wird dann in die Datei

/usr/src/linux-<kernelversion>/.config

geschrieben.


2.5 Übersetzung des Kernels

Nach der Konfiguration erfolgt die Übersetzung mit den Befehlen:

root@linux # make dep
root@linux # make clean
root@linux # make bzImage
root@linux # make modules
root@linux # make modules_install

Beim Kernel 2.6 hat sich dies jedoch geändert:

root@linux # make
root@linux # make modules_install

2.6 Installation des Kernels

Nach dem Kompilieren (die Kompilierungszeit ist abhängig von der Rechnenleistung und kann mehrere Stunden oder auch nur einige Minuten dauern) kopieren Sie den Kernel in Ihre Boot-Partition bzw. Ihr /boot-Verzeichnis. Sichern Sie bitte vorher den funktionierenden Kernel! Eine Befehlsfolge könnte etwa wie folgt aussehen:

root@linux # cp /boot/vmlinuz /boot/vmlinuz.old
root@linux # cp /usr/src/linux/arch/i386/boot/bzImage /boot/vmlinuz
root@linux # cp /usr/src/linux/System.map /boot/System.map-<kernelversion>

Die exakte Versionsbezeichnung Ihres neu kompilierten Kernels teilt Ihnen die Datei /usr/src/linux/include/linux/version.h unter der Definition der UTS-RELEASE mit. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn Ihr Kernel eine besondere Namensgebung wie z.B. 2.6.0-64GB-SMP aufweist. Programme, welche die Datei System.map benötigen, suchen nach einer Datei mit dem Namen System.map-<kernelversion> und verwenden dabei exakt den in der version.h Datei definierten Namen. Für Ihr laufendes System können Sie die richtige Versionsbezeichung mittels

root@linux # uname -r

in Erfahrung bringen.

Um den neuen Kernel booten zu können, müssen Sie dem Bootloader noch mitteilen, wo er den neuen Kernel findet.

Öffnen Sie bei Verwendung von LILO die Datei /etc/lilo.conf mit einem Texteditor und fügen Sie Einträge der Form

/etc/lilo.conf
...
# Neuer Kernel:
image = /boot/vmlinuz
label = kernel_new

# Backup-Kernel:
image = /boot/vmlinuz.old
label = kernel_old
...
     
     

hinzu.

Nun führen Sie noch als root /sbin/lilo aus.


2.7 Starten des neuen Kernels

Nun können Sie ihren neuen Kernel booten. Geben Sie dazu als root

root@linux # reboot

oder

root@linux # shutdown -r now

ein.

Beim Erscheinen des Bootmenüs wählen Sie den Eintrag mit dem neuen Kernel aus. Damit bootet der Computer mit Ihrem neuen Kernel.

Sollte der Computer aus irgendwelchen Gründen nicht booten, so schauen Sie sich die Fehlermeldungen genau an, sie geben Aufschluß über die Ursachen. Starten Sie in diesem Fall Ihren Computer neu und booten Sie ihn dann mit dem alten Kernel. Sie finden die Fehlermeldungen, falls sie nicht ohnehin auf der Konsole ausgegeben wurden, in der Datei /var/log/messages.

Weitere Informationen zum Erstellen eines eigenen Kernels (in englischer Sprache) finden Sie auch hier:

en http://www.tldp.org/HOWTO/Kernel-HOWTO.html



zurück   Seitenanfang Startseite Kapitelanfang Inhaltsverzeichnis GFDL   Distributionen