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3 Auf der Seite des Clients


3.1 Client Einführung

Die Client-Dienste, die zu yellow pages gehören, basieren auf dem ypbind Daemon. Er sendet die Anforderungen an den YP-Server. Zunächst betrachten wir seine Arbeitsweise und die Konfiguration. Danach sehen wir, wie das NIS-Protokoll arbeitet. Im Anschluss befassten wir uns mit den verschiedenen Tools, die auf der Client-Seite zur Verfügung stehen.


3.2 Konfiguration des NIS-Clients

Die einzige Voraussetzung, um einen NIS-Client zur Verfügung zu haben, ist der Start des ypbind-Dämons.


3.3 ypbind

ypbind etabliert die Verbindung zwischen Client und dem NIS-Server. Diese Verbindung wird sichtbar durch eine Datei im Verzeichnis /var/yp/binding1, die normalerweise in der Form domainname.version benannt ist. Die einzige z. Z. unterstützte Version ist Version 2. Wenn der Name der NIS-Domäne etwa messiah lautet, heißt die Datei messiah.2

Das Programm ypbind gehört dem Super-User (d. h.  root), demzufolge findet es sich entweder in /sbin oder /usr/sbin.

Nach dem Start sucht und findet (hoffentlich) ypbind seine Anweisungen in der Datei /etc/yp.conf. Diese Datei kann folgende Einträge enthalten:

  • domain nisdomain server hostname: Der Client sucht nach hostname für die Domäne nisdomain;
  • domain nisdomain broadcast: Der Client fragt per Rundspruch im lokalen Netzwerk nach der Domäne nisdomain;
  • ypserver hostname: Der Client spricht direkt hostname für die lokale Domäne an. In dieser Konfiguration muß die  IP-Adresse des Servers in der lokalen Datei /etc/hosts enthalten sein.

Wenn die Konfigurationsdatei nicht existiert oder falsche Einträge enthält, sucht ypbind per Rundspruch (broadcast) im lokalen Netzwerk nach dem NIS-Server für die lokale Domäne.

Mit wenigen Schritten lässt sich sicherstellen, dass ypbind korrekt konfiguriert ist.

1. Erstellen Sie die Datei /etc/yp.conf.

2. Überprüfen Sie, dass portmap aktiviert ist (ps aux | grep portmap). Wenn nicht, müssen wir ihn starten. Dieses Programm verbindet die  TCP/IP- (oder UDP/IP)-Ports des Computers mit den Programmen. Während der Initialisierung eines RPC-Servers teilt dieser portmap mit, auf welchen Ports er lauscht und die Programmnummern, die er starten möchte. Wenn ein Client eine RPC-Anforderung für eine bestimmte Port-Nummer absetzt, nimmt er zunächst Kontakt mit portmap auf, um zu erfahren, an welchen Port die RPC-Pakete zu senden sind. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, portmap vor ypbind zu starten.

3. Erstellen Sie das Verzeichnis /var/yp.

4. Starten Sie ypbind.

5. Benutzen Sie das Kommando rpcinfo, um sicherzustellen, das ypbind korrekt arbeitet:

Die Ausführung von rpc -p localhost sollte folgende Informationen anzeigen:

program         vers    proto   port
100000  2       tcp     111     portmapper
100000  2       udp     111     portmapper
100007  2       tcp     637     ypbind
100007  2       udp     639     ypbind

oder

program         vers    proto   port
100000  2       tcp     111     portmapper
100000  2       udp     111     portmapper
100007  2       udp     758     ypbind
100007  1       udp     758     ypbind
100007  2       tcp     761     ypbind
100007  1       tcp     761     ypbind

oder versuchen Sie:

rpcinfo -u localhost ypbind, was als Ergebnis folgendes anzeigen sollte:

program 100007 version 2 ready and waiting

oder

program 100007 version 1 ready and waiting
program 100007 version 2 ready and waiting

abhängig von der Version von ypbind. Der wichtige Teil ist die Zeile mit der Version 2.

Nachdem ypbind nun korrekt arbeitet, wird Ihr Rechner zu einem NIS-Client. Nun können Sie Ihren NIS-Server ansprechen. Z. B. zeigt Ihnen ypcat passwd.byname alle Passwörter nach Benutzern geordnet an, die im entsprechenden Verzeichnis vorhanden sind.


3.4 Einige Details

Einige Dateien benötigen noch kleinere Veränderungen, damit YP effizienter arbeiten kann:

  • /etc/host.conf: nis für Namensauflösung hinzufügen.
  • /etc/passwd: folgende Zeile einfügen:
/etc/passwd
+::::::
     

Dies erlaubt allen Personen, die im Verzeichnis des Servers enthalten sind, Kontakt zum Client aufzunehmen. Diese Berechtigungen können durch die Symbole + und - verfeinert werden, um den Zugang zum Client zu gewähren oder zu sperren. Um z. B. den guest-Benutzer auszusperren, würden Sie die Zeile

/etc/passwd
-guest::::::
     

hinzufügen. Die Felder, die Sie nicht verändern möchten, sollten leer bleiben. Es ist aber möglich, mehr hinzuzufügen:

/etc/passwd
+me::::::/bin/ksh
     

Der Benutzer me bekommt ksh anstelle ihrer sonstigen Login-Shell (die in /etc/password des NIS-Servers definiert ist). Ich möchte noch hinzufügen, das NIS auch die Benutzung von Netzgruppen perfekt unterstützt

/etc/passwd
+@sysadmins:::::::
     

erlaubt den Mitgliedern der Netzgruppe sysadmins Verbindungen zu diesem Client.

/etc/group (und/oder /etc/shadow für bestimmte libc-Versionen): wie in /etc/passwd, müssen Sie hier

/etc/shadow
+:
     

hinzufügen. Sie können auch mit Gruppenberechtigungen experimentieren, indem sie + und - hinzufügen.

/etc/nsswitch.conf: der Network Services Switch erlaubt es (wie /etc/hosts.conf), die Reihenfolge zu definieren, in der die gewünschte Information gesucht wird. Zur Auswahl stehen:

nisplus Suche per NIS+ (d. h. NIS Version 3, eine sichere Version von NIS)
nis Suche per NIS (NIS Version 2, entspricht YP)
dns Suche per DNS (Domain Name Server)
files Suche in den lokalen Dateien
db Suche in der Datenbank /var/db

Hinter jeder Such-Option kann ein Befehl in folgender Form eingesetzt werden:

`[' ( `!'? STATUS `=' ACTION )+ `]'
     

wobei:

  • STATUS => "success" oder "notfound" oder "unavail" oder "tryagain"
  • ACTION => "return" oder "continue"

Abhängig von der verwendeten libc-Version verlaufen nicht alle Abfragen gleich. Zum Beispiel verwaltet die libc5 keine Passwörter in /etc/shadow. Die auf einer Maschine zur Verfügung stehenden Dienste benutzen die Bibliothek /lib/libnss_SERVICE.so.X. Weitere Informationen zu diesem Service finden sich in den  Handbuch-Seiten zu nsswitch.conf ("man nsswitch.conf").

Shadow-Passwörter in NIS werden nur mit der glibc2.x-Bibliothek unterstützt. Deshalb sollte man sorgfältig überlegen, ob man sie in nsswitch.conf aktiviert.


3.5 Das NIS-Protokoll

Nachdem unser NIS-Client nun voll funktionsfähig ist, wollen wir sehen, wie er die benötigten Informationen gewinnt.

Wenn ein Client eine Information benötigt, die sich in einem YP-Verzeichnis befindet, sucht er zunächst nach einem YP-Server. Dazu öffnet er eine TCP-Verbindung zum lokalen ypbind-Dämonen. Der Client informiert ihn über die (NIS-)Domäne, zu der er gehört und ypbind setzt mittels der Funktion RPC YPPROC_DOMAIN_NOACK einen Rundspruch im lokalen Netz ab. Die NIS-Server, die diese Domäne bedienen, antworten mit einem ACK. Die anderen verhalten sich ruhig.

ypbind schickt dem Client das Ergebnis der Anfrage (Erfolg oder Misserfolg), und bei Erfolg die Adresse des YP-Servers, der zuerst geantwortet hat. Der Client kann nun den Server mit seiner Anfrage adressieren, indem er die Domäne, das Verzeichnis und den Schlüssel angibt.

Dieses Protokol ist ziemlich langsam, weil es TCP-Verbindungen benutzt. Dies wird noch dadurch verschlimmert, weil eine Menge Sockets benutzt werden. Um dies zu vermeiden, wartet ypbind nicht auf Anfragen von Clients. Tatsächlich verwaltet es eine Liste von Servern für jede Domäne in der Datei /var/yp/binding/<domainename>.<version> und überprüft regelmässig, ob diese Server noch aktiv sind.


3.6 Die yp-Tools

Dieser Abschnitt beschreibt kurz einige der Programme aus dem yp-Tools-Paket. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie für jedes dieser Tools eine sehr ausführliche  Handbuchseite aufrufen.

  • domainname: zeigt oder ändert (abhängig von Optionen) den NIS-Domänen-Namen
  • ypcat: zeigt die Werte aller Schlüssel im NIS-Verzeichnis;
  • ypmatch: zeigt die Werte eines oder mehrerer Schlüssel im NIS-Verzeichnis
  • ypset: damit kann spezifiziert werden, zu welchen NIS-Server ypbind Verbindung aufnehmen muss
  • ypwhich: gibt den Namen des NIS-Servers zurück. Mit -m Verzeichnisname" als Option gibt es den Namen des Hauptverzeichnisses zurück.
  • yppoll: hat als Argument einen Verzeichnisnamen und gibt den Namen des Hauptservers zurück..

3.7 Einige Worte zu NIS+

Bis jetzt haben wir noch nicht über eine NIS-Variante gesprochen. NIS in einem Netzwerk zu benutzen, ist ein grosses Sicherheitsrisiko. Wenn z. B. der NIS-Server schlecht geschützt ist und eine Person mit bösen Absichten

  • den NIS-Domänen-Namen
  • die  IP-Adresse eines NIS-Clients

herausfindet, ist es sehr einfach vorzutäuschen, dass man von dieser Maschine mit dieser IP-Adresse arbeitet (Spoofing). Dann kann man durch ein ypcat passwd mit allergrößter Leichtigkeit die Passwort-Liste erhalten.

NIS+ bietet eine zusätzliche Sicherheitsschicht, indem es ein auf dem Austausch von Schlüsseln basierendes Authentifizierungsprotokoll integriert und Datenverschlüsselung unterstützt..

Die Daten werden in Tabellen gehalten, die sich in verschiedenen Verzeichnissen befinden. Jede Spalte einer Tabelle enthält einen Kopfeintrag, der z. B. angibt, ob bei den Daten Groß-/Kleinschreibung unterschieden wird oder ob es sich um binäre Daten handelt.

Die erwähnte Struktur erlaubt es, Zugriffsrechte für die Verzeichnisse und Tabellen und zusätzlich für die Spalten in den Tabellen zu definieren. Es ist daher möglich, den Zugriff auf die Passwort-Tabelle für jeden Benutzer zu sperren, der nicht auf dem NIS+-Server zugelassen. ist. Aber es erlaubt allen berechtigten Benutzerinnen Zugriff auf die gesamte Passwort-Tabelle mit Ausnahme des Passwort-Feldes. Nur der Eigentümer des Passwort-Feldes kann dieses abfragen..

Es gibt 4 Sicherheitsstufen:

  1. Nobody: Der Benutzer ist nicht berechtigt.
  2. Owner: Der Benutzer ist als Eigentümer berechtigt.
  3. Group: Der Benutzer ist berechtigt und gehört zu einer Gruppe, die Zugriff auf dieses Objekt hat.
  4. World: Der Benutzer ist berechtigt, ist aber nicht Eigentümer und gehört keiner Gruppe mit Zugriff auf dieses Objekt an.

In dieser Konfiguration ist  root fast nur ein gewöhnlicher Benutzer. Wenn er nicht die entsprechenden Rechte hat, hat er keinen Zugriff auf die Passwörter der anderen Benutzer. So ist es nicht mehr möglich, sich als ein anderer Benutzer zu authentifizieren, aber ein Wechsel mittels su ist noch möglich.

Die Daten werden mit Ausnahme der Passwörter im Netz unverschlüsselt übertragen. Kein Passwort wird im Klartext übertragen.

NIS+ ist ein mächtiges Werkzeug, aber es ist schwer zu konfigurieren.



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