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Dokument Einführung in die Bourne Again Shell (bash)  Autor
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2 Hinweise zur Benutzung


2.1 Die History

Wie viele andere Shells verfügt die Bash über eine Liste der zuletzt abgesetzten Kommandos, eine sogenannte History. Selbst wenn Sie nur gelegentlich die Kommandozeile verwenden, erweist sich die History als ein ausgesprochen nützlicher Helfer. Das gilt umso mehr, wenn Sie ausgiebigen Gebrauch von der Shell machen. Die Möglichkeiten zur Nutzung der History entsprechen der Benutzung eines effizienten Editors und werden in ihrem vollen Umfang nur von den Wenigsten benutzt. Sie gehen weit über die Möglichkeiten beispielsweise von doskey hinaus, das Sie vielleicht noch aus DOS-Zeiten kennen. Wir möchten an dieser Stelle wieder nur die beiden Möglichkeiten herausgreifen, die für den alltäglichen Gebrauch die wichtigste Rolle spielen, und verweisen für weitere Details auf das fortgeschrittene Shellkapitel.

Eine Übersicht über die aktuelle History erhalten Sie mit dem Kommando

user@linux ~$ history

ohne die Angabe eines Parameters. Das Kommando gibt eine nummerierte Liste aus, die alle abgesetzten Kommandos inklusive ihrer Parameter enthält. Standardmäßig werden bis zu 500 Kommandos verwaltet, dies übrigens unabhängig davon, ob ein Kommando syntaktisch richtig war oder nicht. Die Kommandos werden als Strings in exakt der eingegebenen Form gespeichert, genau so, wie sie bei der Eingabe am Bildschirm erscheinen. Einzige Voraussetzung für die Aufnahme in die Liste ist die Bestätigung des Kommandos durch die Enter-Taste. Die Zahl der verwalteten Kommandos kann verändert werden - mehr zu Konfigurationsfragen später. Die für uns interessante Frage lautet nun, in welcher Weise wir von der History möglichst effizient Gebrauch machen können.

Der häufigste Gebrauch der History besteht in der Verwendung der Pfeiltasten HOCH und RUNTER. Die HOCH- Taste läßt Sie das zuletzt abgesetzte Kommando in die aktuelle Kommandozeile zurückholen. Sie brauchen danach nur noch Enter zu drücken, um das Kommando nochmals abzusetzen. Sie können die Kommandozeile aber auch wie gewöhnlich editieren und erst dann bestätigen. Wiederholtes Drücken der HOCH - Taste läßt Sie jeweils um einen Schritt weiter in der Liste zurückgehen. Mit der RUNTER - Taste gehen Sie wieder den umgekehrten Weg nach vorne. Auf diese Weise können Sie sehr schnell in den zuletzt abgesetzten Kommandos blättern.

Je komplexer Ihre Kommandos werden, desto sinnvoller kann es werden, auch weiter zurückliegende Kommandos wiederzuholen. Nun ist einfaches Herumblättern nicht gerade ein effizienter Suchalgorithmus. Neben einer Reihe weiterer Methoden leistet hier insbesondere die inkrementelle Rückwärtssuche gute Dienste. Sie wird durch die Tastenkombination STRG+R eingeleitet, die zu dem folgenden Prompt führt:

(reverse-i-search)`':

Sie können nun damit beginnen, einen beliebigen String einzugeben, der in dem Kommando enthalten ist, das Sie aus der History zurückholen wollen. Zu dem von Ihnen angegebenen String wird das letzte Kommando herausgesucht, in dem der von Ihnen eingegebene String vorkommt, und hinter dem Doppelpunkt angezeigt. Sie müssen die Eingabe nun lediglich so lange verfeinern, bis das gewünschte Kommando erscheint. Danach können Sie es entweder mit Enter sofort absetzen oder eingeleitet durch ESC das Kommando zuvor noch editieren.


2.2 Tastenkürzel

In den obigen Absätzen war gelegentlich vom Editieren der Kommandozeile die Rede. Nun scheiden sich bei persönlichen Vorlieben für bestimmte Editoren gewöhnlich die Geister. Unter Linux fällt die Entscheidung meist für einen der Editoren  vi oder  Emacs in einer ihrer Implementationen. Wenn Sie einen dieser Editoren als Ihren Leib- und Mageneditor bezeichnen, können Sie die folgende Tabelle ruhig überspringen. Alle anderen können dieser Tabelle die elementarsten Tastenkürzel entnehmen, welche die Bash im Emacs-Modus zur Verfügung stellt. Der Emacs-Modus ist gleichzeitig die Standardeinstellung der Bash.

Pfeiltasten VOR und ZURÜCK dienen wie üblich dem Verändern der Cursorposition
Pos1, Ende an den Beginn / an das Ende der Zeile bewegen
ALT+b, ALT+f je ein Wort rückwärts (»backward«) oder vorwärts (»forward«)bewegen
Backspace, Entf Zeichen rückwärts / vorwärts löschen
STRG+k bis zum Ende der Zeile löschen
STRG+t die beiden vorangehenden Zeichen vertauschen (Dreher beseitigen)
ALT+t die beiden vorangehenden Wörter vertauschen
STRG+l löscht den Bildschirm

2.3 Die Nutzung der Tabulator-Taste

Die Tabulator-Taste stellt Ihnen einen Mechanismus zur Verfügung, den Sie gar nicht hoch genug einschätzen können: die Vervollständigung von Namen. Es handelt sich hier lediglich um einen Hilfsmechanismus für die Eingabe von Kommandozeilen und nicht etwa um einen mit der sogenannten Dateinamensexpansion verwandten Mechanismus. Sollte der Teufel es wollen, dass Sie von Berufs wegen mit der Kommandozeile arbeiten werden, können wir hier getrost festhalten, dass diese eine Taste ihnen viele Kilometer an Tastatureingaben ersparen wird.

Wozu die bash den begonnenen Namen zu vervollständigen sucht, hängt von Ihrer Eingabe ab. Beginnt die Eingabe mit einem $, versucht sie, einen Variablennamen daraus zu machen. Beginnt die Eingabe mit ~, versucht sie einen Benutzernamen zu bilden. Beginnt sie mit @, versucht sie die Eingabe zu einem Hostnamen zu vervollständigen. Wenn keine dieser Bedingungen zutrifft, sucht die bash nach einem Alias- oder Funktionsnamen. Und last but not least (dies ist tatsächlich der häufigste Fall), bildet die bash einen Pfadnamen aus.

Selbstverständlich muß der Name, zu dem die bash vervollständigt, sei es nun eine Variable, ein Benutzername, ein Hostname, ein Alias, eine Funktion oder ein Pfad, auch wirklich existieren. Wenn Sie mit einigen der genannten Begriffe im Augenblick noch nichts anfangen können, machen Sie sich nichts draus. Alle diese Themen werden wir später noch ausführlich behandeln.

Schlagen alle Versuche, eine passende Vervollständigung zu erreichen, fehl, ertönt ein kurzer Piepston. Wenn Sie die Tabulator-Taste nun nocheinmal betätigen, zeigt die bash Ihnen alle möglichen Vervollständigungen an. Sie können dann die Eingabe so weit ergänzen, bis sie eindeutig ist, um den Namen schließlich wieder mit der Tabulator-Taste vervollständigen zu lassen. Wenn es überhaupt keine mögliche Vervollständigung Ihrer Eingabe gibt, quittiert die bash das wiederholte Drücken der Tabulator-Taste mit einem weiteren Piepston.

Die häufigste Anwendung dieses Mechanismus ist sicher das Navigieren im Dateibaum. Erstens kann man auf diese Weise auch lange Pfade in beachtlich kurzer Zeit eingeben (wenn Sie den Mechanismus erst einmal beherrschen, vergleichen Sie dies einmal mit der Klickerei in einem der grafischen Dateimanager). Und zweitens hilft es auch Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge, wenn Sie einen Datei- oder Verzeichnisnamen nur noch ungefähr im Kopf haben. Tippen Sie dann einfach die ersten 2 oder 3 Buchstaben, die Sie noch im Kopf haben, und lassen Sie sich dann die möglichen Vervollständigungen anzeigen. Eine hübsche Sache.


2.4 Dateinamenexpansion

Obwohl der Begriff ebenfalls gut auf den gerade beschriebenen Mechanismus passen könnte, bezeichnet er doch etwas völlig anderes. Bei dieser Form der Expansion betätigen Sie keine Taste, sondern Sie geben ein Muster (engl. pattern) ein, nach dem die bash suchen soll. Ist die Suche erfolgreich, ersetzt die Shell das Muster durch jeden einzelnen gefundenen Dateinamen.

Sie können Muster bilden, indem Sie neben den üblichen Zeichen, welche einen Dateinamen bilden können, eines der Zeichen *, ?, oder [ bzw. ] verwenden. Findet die Shell ein Wort, das eines dieser Zeichen enthält, betrachtet sie es automatisch als Muster und sucht nach passenden Dateinamen. Die Bedeutung der einzelnen Zeichen wird in folgender Tabelle ersichtlich:

* eine beliebige Zeichenfolge, auch die leere
? ein beliebiges einzelnes Zeichen
[...] eines der in [...] aufgeführten Zeichen
[!...] keines der in [!...] aufgeführten Zeichen
(das Ausrufezeichen wirkt als Negation)

Die genannten Zeichen werden auch als Wildcards oder Jokerzeichen bezeichnet. Den Mechanismus, Wildcards auf alle Dateinamen aus einem Verzeichnis anzuwenden und aus den passenden Dateinamen eine Liste zu bilden, nennt man Globbing. Häufig will man eine Aktion für viele Dateien eines Verzeichnisses durchführen. Z.B. könnten Sie alle Dateien, die auf .gif enden, in ein anderes Verzeichnis verschieben wollen. In einem solchen Fall matchen Sie diese Dateien durch das Muster *.gif und benutzen das entsprechende Kommando, um die sich ergebende Dateiliste zu verschieben. Ähnliches gilt für das Fragezeichen.

Wenn Sie die Verwendung der eckigen Klammern noch nicht kennen, verdienen diese noch einige Erklärung. Durch eckige Klammern können Sie eine sogenannte Zeichenklasse definieren. Alle in den eckigen Klammern stehenden Zeichen stehen im Gesamtmuster für ein einzelnes Zeichen, ebenso wie das Fragezeichen. Während das Fragezeichen aber ein beliebiges Zeichen matcht, können Sie durch die eckigen Klammern ganz bestimmte Zeichen auswählen. Das Muster [aeiou] matcht einen beliebigen Vokal. Das Gesamtmuster s[aeiou]x paßt also auf sax, sex, six, sox und sux. Merken Sie sich, dass eine Zeichenklasse immer für ein einzelnes Zeichen steht. Die Datei saeioux würde beispielsweise nicht gematcht, da zwischen s und x mehr als ein Zeichen vorkommt.

Häufig ist es sinnvoller, die Zeichen anzugeben, die nicht gematcht werden sollen. Dann verwendet man die eckigen Klammern mit einem führenden Ausrufezeichen. Es handelt sich hier ebenso um eine Zeichenklasse wie ohne Ausrufezeichen, d.h., es wird genau ein Zeichen gematcht. Die Verwendung erfolgt also analog.

Die bash kennt weitere Mechanismen zur Expandierung, die gelegentlich nützlich sein können. Wir möchten es jedoch an dieser Stelle bei unseren Betrachtungen zum Thema belassen, um nicht zu tief in die Details einzusteigen und den Überblick zu wahren. Wenn Sie zum Expandierungsspezialisten aufsteigen wollen, lege ich Ihnen das fortgeschrittene Shellkapitel ans Herz, das auch die letzten chirurgischen Kunstgriffe der bash aufdecken wird.



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