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Dokument Einführung in die Bourne Again Shell (bash)  Autor
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6 Vordergrund und Hintergrund: Einführung in die Jobkontrolle

Wenn Sie ein Kommando abgesetzt haben, wartet die Shell normalerweise, bis das Kommando ordnungsgemäß beendet wurde, und gibt dann wieder einen Prompt aus, um auf das nächste Kommando zu warten. Manche Kommandos können jedoch viel Zeit benötigen oder gar während der kompletten Arbeitssitzung laufen. Wenn Sie in einer grafischen Umgebung wie dem X Window-System arbeiten, können Sie von der Shell aus beliebige Programme starten, was häufig viel komfortabler ist, als sich per Maus zum gewünschten Programm zu klicken. Damit Sie nicht für jedes Programm, das Sie starten wollen, eine eigene Shell aufmachen müssen, können Sie Programme, wie man sagt, im Hintergrund starten. Das bedeutet nichts anderes als dass die Shell nicht erst auf die Beendigung des abgesetzten Programmes wartet, sondern sofort wieder einen Prompt ausgibt, um ggf. ein weiteres Kommando zu bearbeiten. Die Ausführung eines Kommandos im Hintergrund erreichen Sie, indem Sie dem Kommando ein "Kaufmannsund" hintenanstellen:

user@linux ~$ kommando &

oder auch

user@linux ~$ kommando&

Der Sinn der Bezeichnungen Vordergrund und Hintergrund ist unmittelbar eingängig. In technischer Hinsicht sind Vordergrund und Hintergrund zwei Begriffe, die sich im Zusammenhang mit der Shell nur auf ein bestimmtes Terminal beziehen können. Ist die sogenannte Prozeß-Gruppen-ID eines Prozesses identisch mit der eines Terminals, so kann der Prozeß von diesem Terminal Signale empfangen. Solche Prozesse laufen im Vordergrund. Was eine Prozeß-Gruppen-Id ist, werden wir später noch ausführlich behandeln. Hintergrund-Prozesse sind solche, deren Prozeß-Gruppen-Id von der des Terminals verschieden sind. Sie sind daher auch immun gegen irgendwelche Signale, die vom Keyboard herrühren.

Der Begriff des Jobs ist eine Abstraktion, welche von der Shell zur Verwaltung eingesetzt wird. Als Job wird jede Pipeline bezeichnet, aus wievielen Kommandos oder Prozessen auch immer sie bestehen mag. Dem Job wird von der bash eine Jobnummer zugewiesen, unter welcher er angesprochen werden kann. Die komplette Liste der in einer Shell laufenden Jobs können Sie sich mit dem Kommando jobs anzeigen lassen:

user@linux ~$ kommando1 &
[1] 5520
user@linux ~$ kommando2 &
[2] 5521
user@linux ~$ kommando3 &
[3] 5522
user@linux ~$ jobs
[1] Running  kommando1
[2]-  Running kommando2 &
[3]+  Running kommando3 &

In den eckigen Klammern erkennen Sie die zugeteilte Jobnummer. Sie unterscheidet sich von der sogenannten Prozeßnummer, die Sie hinter der Jobnummer angegeben sehen. Das +-Zeichen bei der Ausgabe des jobs-Kommandos markiert den zuletzt gestarteten Job, das --Zeichen den als vorletztes gestarteten Job.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich auf einen bestimmten Job zu beziehen. Das Zeichen % leitet einen Jobnamen ein. Jobnummer n kann als %n angesprochen werden. Man kann sich auch auf einen Job beziehen, indem man dem % die ersten Buchstaben des Kommandos voranstellt, mit dem man den Job gestartet hat. Hat man z.B. Kommando gestartet, kann man sich darauf mittels %ko beziehen, falls kein weiterer laufender Job so beginnt. Auch eine Art von Wildcard ist erlaubt: %?ommando oder auch %?mmando bezieht sich ebenfalls auf den Job, der mittels kommando gestartet wurde. Wenn das angegebene Präfix oder Muster auf mehr als einen Job paßt, erfolgt eine Fehlermeldung. %% oder %+ bezieht sich immer auf den letzten Job. In den Begriffen der Shell ist das der zuletzt gestoppte Vordergrundprozeß oder der zuletzt gestartete Hintergrundprozeß. %- bezieht sich entsprechend auf den zuvorletzt gestarteten Job.


7 fg, bg und Strg-Z

Selbstverständlich möchten Sie jederzeit bestimmen können, ob ein Kommando im Vordergrund oder im Hintergrund läuft. Sie möchten es aus dem Hintergrund wieder hervorholen oder aus dem Vordergrund in den Hintergrund schicken können, auch während es bereits läuft. Hierfür können Sie die beiden Kommandos fg ("foreground") und bg ("background") verwenden. Sie können sich dabei in der oben beschriebenen Weise auf einen beliebigen Job beziehen, z.B.:

user@linux ~$ kommando1 &
[1] 5520
user@linux ~$ kommando2 &
[2] 5521
user@linux ~$ fg %2
kommando2

kommando2 läuft jetzt wieder im Vordergrund. Wenn Sie es wieder in den Hintergrund schicken wollen, können Sie dies nicht unmittelbar mit bg tun, denn derzeit steht Ihnen ja gar kein Prompt zur Kommandoeingabe zur Verfügung. Sie müssen den Job daher erst mit der Tastenkombination CTRL+Z anhalten:

user@linux ~$ CTRL Z
[2]+  Stopped kommando2
user@linux ~$ bg
[2]+ kommando2 &

Aha. Wir haben das Kommando zunächst erfolgreich gestoppt und es dann mittels bg in den Hintergrund geschickt. Von dort können wir es freilich jederzeit wieder mittels fg %2 hervorholen.



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