1.4 Die Rolle von Java im Web 

Es ist nicht untertrieben, dem Web eine Schlüsselposition bei der Verbreitung von Java zuzuschreiben. Ohne die weltweite Verbreitung des JDK von Sun wäre Java eine Nischenprogrammiersprache mit ungewisser Zukunft. Populär wurde Java in erster Linie durch die Applets – Java-Programme, die vom Browser dargestellt werden. Netscape war eine der ersten Firmen, die einen Java-Interpreter in ihren Webbrowser integrierten. Auch der Internet Explorer (kurz IE) von Microsoft akzeptiert Applets, doch kommt er nicht über die Version 1.1.4 hinaus. Da der IE jedoch sehr verbreitet ist, hat sich die Begeisterung über Applets weitgehend verflüchtigt. Für Softwareentwickler ist es sehr aufwändig, für die gesamte existierende Vielfalt der Java-Versionen zu programmieren.
Verweise auf Applets werden in eine HTML-Datei eingebettet, und der Browser holt sich eigenständig die Klassen und Ressourcen über das Netz und führt sie mit seiner virtuellen Maschine aus. Obwohl Applets ganz normale Java-Programme sind, gibt es verständlicherweise einige Einschränkungen. So dürfen Applets nicht – es sei denn, sie sind signiert – auf das Dateisystem zugreifen und beliebig irgendwelche Dateien löschen, was Java-Applikationen problemlos können.
1.4.1 Vollwertige Applikationen statt Applets 

Obwohl Java durch das Web bekannt geworden ist und dort viele Einsatzgebiete liegen, ist es nicht auf dieses Medium beschränkt. Viele Firmen entdecken ihre Zuneigung zu dieser Sprache und können sich nicht mehr von ihr lösen, unter ihnen IBM. Es hat sich gezeigt, dass die Devise »write once, run anywhere« (WORA) auf der Serverseite weitgehend zutrifft. Java ist inzwischen wohl die wichtigste Sprache für die Gestaltung von Internet-Applikationen auf dem Server. Sie unterstützt strukturiertes und objektorientiertes Programmieren und ist ideal für größere Projekte, bei denen die Unsicherheiten von C++ vermieden werden sollen.
Nach dem anfänglichen Hype heißt es heute paradoxerweise oft, dass Java zu langsam für Client-Anwendungen sei. Dabei sind die virtuellen Maschinen aufgrund der Entwicklung von JIT-Compilern und der Hotspot-Technologie in den letzten Jahren sehr viel schneller geworden. Auch die Geschwindigkeit der Prozessoren ist ständig weiter gewachsen. Anwendungen wie in Java geschriebene Entwicklungsumgebungen zeigen, dass auch auf der Clientseite Programme in angemessener Geschwindigkeit laufen können – entsprechend viel Arbeitsspeicher vorausgesetzt. Da ist Java nämlich mindestens so anspruchsvoll wie neue bunte Betriebssysteme von MS.