Ich zitierte mehrere Passagen aus Frederick P. Brooks' Klassiker Vom
Mythos des Mann-Monats, da seinen Einsichten in vielerlei Hinsicht
noch nicht wirklich nachgekommen wurde. Ich möchte Ihnen die Ausgabe
zum 25. Jahresjubiläum ganz herzlich empfehlen, die bei Addison-Wesley
(ISBN 0-201-83595-9) erschienen ist und auch sein 1986 geschriebenes
Papier No Silver Bullet enthält. (Anm. d. Ü: auf Deutsch: Vom
Mythos des Mann-Monats, Addison-Wesley, ISBN 3-925118-09-8)
Die neue Ausgabe wird durch eine unschätzbare Rückschau nach 20 Jahren
ergänzt, in der sich Brooks unverblümt zu den wenigen Urteilen im
ursprünglichen Text bekennt, die sich im Laufe der Zeit als nicht
stichhaltig erwiesen haben. Ich las diese Rückschau zunächst nachdem
die erste öffentliche Version im Großen und Ganzen vollendet war und
wurde durch die Entdeckung überrascht, dass Brooks Basar-ähnliche
Praktiken Microsoft zuschreibt! (Tatsächlich stellte sich aber heraus,
dass dieses Urteil nicht richtig ist. 1998 erfuhren wir durch die
Halloween Documente, dass
Microsofts interne Entwicklergemeinde massiv balkanisiert ist und jene
Freizügigkeit im allgemeinen Zugriff auf Quellcode nicht einmal
wirklich möglich ist.)
Gerald M. Weinbergs The Psychology Of Computer Programming (New York,
Van Nostrand Reinhold 1971) führte das etwas unglücklich getaufte
Konzept des Programmieren ohne Ego ein. Während er nicht einmal
annähernd unter den ersten war, die die Zwecklosigkeit des Prinzip
des Befehlens erkannte, war er wahrscheinlich der erste, der diesen
Punkt in Verbindung mit Software-Entwicklung bemerkte und diskutierte.
Richard P. Gabriel machte sich Gedanken über die Unix-Kultur der
Prä-Linux-Epoche und gestand in seinem 1989 erschienen Papier Lisp:
Good News, Bad News, and How To Win Big
einem primitiven Basar-ähnlichen Modell Überlegenheit zu. Obwohl er in
vielen Aspekten
schon etwas veraltet wirkt, genießt sein Aufsatz noch heute zu Recht
hohes Ansehen unter Lisp-Fans (mich eingeschlossen). Ein Korrespondent
machte mich darauf aufmerksam, dass sich der Abschnitt mit dem Titel
Worse Is Better fast wie eine Vorwegnahme von Linux liest.
De Marco und Listers Peopleware: Productive Projects and Teams (New
York; Dorset House, 1987; ISBN 0-932633-05-6) ist ein wenig
gewürdigtes Juwel, das ich zu meiner großen Freude in Fred Brooks
Rückblick zitiert gesehen habe. Obwohl nur wenig von dem, was die
Autoren zu sagen haben, direkt auf die Linux- oder Open
Source-Gemeinden anwendbar ist, sind die Einsichten der Autoren in die
Voraussetzungen kreativen Schaffens stichhaltig und haben ihren Wert
für jeden, der versucht, einige der Tugenden des Basar-Modells in
einen kommerziellen Kontext zu importieren.
Schließlich muss ich gestehen, dass ich diesen Aufsatz beinahe The
Cathedral and The Agora (Die Kathedrale und der Marktplatz, A. d.
Ü.) betitelt hätte. Die klassischen Papiere über agorischen Systeme
von Mark Miller und Eric Drexler, beschreiben die gerade erkennbar
werdenden Eigenschaften von Markt-ähnlichen Rechner-Ökologien und
halfen mir dabei, klare Gedanken über analoge Phänomene in der Open
Source-Kultur fassen, auf die mich Linux fünf Jahre zuvor mit der Nase
gestoßen hatte. Diese Aufsätze gibt es im Web unter
http://www.agorics.com/Library/agoricpapers.html.
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