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7.1.2 Datenformate zur Beschreibung von Lehrmaterialien

Die Unterstützung zur Entwicklung von Lehrmitteln durch darauf ausgerichtete Formate ist noch relativ jung. Es hat sich noch kein eindeutiger Standard zur expliziten Beschreibung von Lehrmaterialien etabliert. Zur konzeptionellen Beschreibung von einzelnen Lerninhalten gibt es den vom Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) verabschiedeten Standard LOM. Für einige Realisierungen im Lehrmaterialien-Umfeld dient dieser Standard als Grundlage. Andere Standards aus dem ähnlichen Umfeld, wie beispielsweise Computer Based Training, werden im Folgenden nicht weiter betrachtet. Bei Learning Object Metadata (LOM) handelt es sich um einen Standard [LOM] zur konzeptionellen Beschreibung von Lerninhalten. Es werden die Informationen festgelegt, die zur Beschreibung von einzelnen Lernobjekten angegeben werden müssen. In den Standard sind Teile der Beschreibung aus dem Dublin-Core Projekt [Dublin] und Ariadne Projekt [Aria] eingeflossen. In Dublin Core wurde ein Standardvokabular zur Beschreibung von allgemeinen Ressourcen festgelegt, vgl. [Schö2001]. Der Bezug zu Lehrmaterialien wurde erst im Ariadne Projekt hergestellt. Dabei handelt es sich um ein Europäisches Projekt zur Erstellung eines Knowledge Pool Systems, in dem mit Metadaten versehene Lernobjekte verteilt verwaltet und wiederverwendet werden können [Duval]. Einen weiteren Einfluss hatte das Instructional Management System Projekt [IMS]. Dabei handelt es sich um ein US-Projekt, das sich mit der gleichen Thematik zur Beschreibung von Lernobjekten beschäftigt hat und viele Mitarbeiter, die an der Entwicklung von LOM teilgenommen haben, beinhaltete. Mit LOM wurde die Beschreibung der Informationen, die zu einem Lernobjekt gehören, festgeschrieben. Dabei kann sich diese Beschreibung sowohl auf digitale wie auch auf nicht digitale Lehrmaterialien stützen. Die Beschreibungen, die für ein einzelnes Lernobjekt vorgenommen werden können, werden in neun unterschiedlichen Kategorien ( wie generelle, geschichtliche, technische und rechtliche Angaben) durch weitere Eigenschaften verfeinert. Damit lassen sich zu jedem Objekt über 40 Eigenschaften beschreiben. Es gehören zur Kategorie generelle Angaben beispielsweise Titel, Sprache und Beschreibung. Da es sich bei LOM um ein hierachisches Modell handelt, werden auch Verweise zu anderen Lernobjekten als Relation in die Beschreibung des Objektes eingebettet. Die verschiedenen Kategorien werden in [Duval] in einer Grafik veranschaulicht. Es werden in LOM nur die Informationen standardisiert, die ein Lernobjekt besitzt. Dazu zählen nicht die Sprache oder Kodierung, in der diese Informationen gespeichert werden. Damit ist es möglich den Standard in unterschiedlichen Sprachen umzusetzen. Desweiteren lässt "[...] die derzeitige Spezifikation von Metadaten durch LOM keine adäquate Repräsentation von didaktischen Konzepten [...]citeAde2000 zu. Mit LOM werden demnach nur die zugrunde liegenden "Bausteineßpezifiziert. Die Bausteine können verwendet werden, um darauf ein semantisches Modell aufzubauen. So werden Lehrmaterialien aus verschiedenen Lernobjekten zusammengestellt, die nur im Zusammenhang einen sinnvollen Lehrgehalt bekommen. Da auf dieser Ebene der Beschreibung von Lehrmaterialien verschiedene Sprachen entwickelt, aber noch keine standardisiert wurde, hat das CEN/ISSS (European Committee for Standardization / Information Society Standardization System) den Vergleich Survey of Educational Modelling Languages (EMLs) [CEN2002] durchgeführt. Als EML wird in den Vergleich eine Sprache aufgefasst, die aus der pädagogischen Perspektive mit semantischen Informationen und Zusammenhängen Inhalte und Prozesse von Lerninhalten beschreibt. In dem Vergleich werden sechs verschiedene Sprachen gegenübergestellt, von denen alle in XML oder SGML beschrieben wurden. Zwei der untersuchten Sprachen benutzen LOM-Objekte und eine dritte Sprache ermöglicht über Erweiterungen die Integration von LOM. Alle Sprachen sind mit besonderer Rücksicht auf die Wiederverwendbarkeit ihrer beschriebenen Inhalte entwickelt worden. Dennoch sind sie alle prinzipiell sehr verschieden und Übereinstimmungen der Sprachen müssen noch weiter untersucht werden. Nur zwei der sechs Sprachen erfüllen wirklich die Forderung nach der Integration pädagogischer Methoden. Daraus ist OUNL-EML [OUNL] von der Open University of the Netherlands als einzige Sprache hervorgegangen, die vielen internationalen Standards gerecht wird und für eine mögliche Standardisierung in Frage kommen könnte. Eine Besonderheit kommt noch der Learning Material Markup Language [LMML] zu, die als einzige auch die Integration mehrerer XML-basierter Sprachen wie MathML und SMIL erlaubt. Es wird allerdings in naher Zukunft keine standardisierte Sprache zur Beschreibung von Lehrmaterialien geben.
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Tanja Schniederberend 2003-06-11