14.3 Fenster zur Welt
Der Anfang aller GUI-Programme ist das Fenster (engl. frame), das einen sogenannten Top-Level-Container bildet. Wir müssen uns daher erst mit den Fenstern beschäftigen, bevor wir auf den Fensterinhalt näher eingehen können. Das Fenster dient auch als Grundlage von Dialogen: speziellen Fenstern, die entweder modal oder nicht modal arbeiten können. Wobei ein modaler Dialog erst bedient werden möchte, bis es mit dem Gesamtsystem weitergehen kann.
14.3.1 Swing-Fenster mit javax.swing.JFrame darstellen

Um unter Swing ein Fenster zu öffnen, müssen wir die zentrale Klasse JFrame über das Paket javax.swing einbinden. Die allermeisten Swing-Komponenten befinden sich in diesem Paket, und nur ausgewählte komplexe Klassen wie Textkomponenten sind in Unterpaketen untergebracht. Viele Methoden der JFrame-Klasse stammen von den Oberklassen java.awt.Frame bzw. java.awt.Window.
Listing 14.1: com/tutego/insel/ui/swing/ClockApplication.java
package com.tutego.insel.ui.swing;
import java.util.Date;
import javax.swing.*;
public class ClockApplication
{
public static void main( String[] args )
{
JFrame f = new JFrame( "Uhrzeit" );
f.setDefaultCloseOperation( JFrame.EXIT_ON_CLOSE );
f.setSize( 250, 100 );
f.add( new JLabel( String.format( "%tT", new Date() ) ) );
f.setVisible( true );
}
}

Abbildung 14.17: Swing-Fenster mit Datum
Aus dem Programm lassen sich unterschiedliche Elemente ablesen:
- Der parametrisierte Konstruktor von JFrame setzt automatisch einen Titel für das Fenster. Der Titel eines Fensters lässt sich aber auch später mit setTitle() wieder ändern. Der Standardkonstruktor lässt den Titel leer.
- Mit setDefaultCloseOperation(JFrame.EXIT_ON_CLOSE) setzen wir einen Zustand, sodass die Anwendung mit einem Klick auf das X sofort beendet wird. Das ist zum Testen praktisch, aber für echte GUI-Anwendungen natürlich keine Lösung.
- Die Methode setSize() setzt die Fenstergröße in Pixel.
- Abschließend zeigt setVisible(true) das Fenster an.
Mit add() auf den Container
Das Programm erzeugt ein JLabel-Objekt und setzt es mit add() auf den JFrame. Der JFrame referenziert einen eigenen Kind-Container, der Content-Pane genannt wird und unser JLabel aufnimmt.
Vor Java 5 konnte nicht direkt mit add() gearbeitet werden, da der JFrame genau genommen nicht nur einen Container verwaltet, sondern viele, und wir mussten uns die Content-Pane mit getContentPane() erfragen und dann add() auf diesem Container-Objekt ausführen:
f.getContentPane().add( component );
Die beiden interessanten Konstruktoren sind:
class javax.swing.JFrame |
- JFrame()
Erzeugt ein neues JFrame-Objekt, das am Anfang unsichtbar ist. - JFrame(String title)
Erzeugt ein neues JFrame-Objekt mit einem Fenster-Titel, das am Anfang unsichtbar ist.
Der Titel eines AWT- und Swing-Fensters lässt sich später mit setTitle() wieder ändern.
14.3.2 Fenster schließbar machen – setDefaultCloseOperation()

Die JFrame-Methode setDefaultCloseOperation() mit dem Argument JFrame.EXIT_ON_ CLOSE beendet die Applikation über System.exit(), wenn der Benutzer über das × in der Fensterleiste das Fenster schließt. Ohne die Anweisung verschwindet lediglich das Fenster in den Hintergrund: Es wird also geschlossen, die Applikation wird jedoch nicht beendet. Neben EXIT_ON_CLOSE gibt es weitere Konstanten. Mit DO_NOTHING_ON_CLOSE bekommen wir das Standardverhalten eines AWT-Frames: Beim Schließen passiert nichts. Weder geht das Fenster zu, noch beendet die JVM das Programm.
class javax.swing.JFrame |
- void setDefaultCloseOperation(int operation)
Bestimmt, was passieren soll, wenn der Benutzer das Fenster schließt. Gültig sind die Konstanten WindowConstants.DO_NOTHING_ON_CLOSE, WindowConstants.HIDE_ON_CLOSE, WindowConstants.DISPOSE_ON_CLOSE, JFrame.EXIT_ON_CLOSE. Eine weitere Erklärung findet sich bei der Ereignisbehandlung. - int getDefaultCloseOperation()
Liefert die eingestellte Eigenschaft beim Schließen des Fensters.
Hinweis |
Ein AWT-Fenster (also java.awt.Frame) kann nicht mit × in der Titelleiste geschlossen werden, da noch keine Ereignisbehandlung implementiert ist – der Frame bietet auch keine Methode setDefaultCloseOperation() an. Wir müssten selbst Fensterereignisse abfangen. Unter Swing horcht der JFrame selbstständig auf ein WindowEvent, reagiert in der protected-Methode processWindowEvent() auf das WINDOW_CLOSING und kann das Fenster nach Wunsch auch ohne hinzugefügten Ereignisbehandler schließen. |
14.3.3 Sichtbarkeit des Fensters
Nach der Konstruktion ist das Fenster vorbereitet, aber erst der Aufruf von setVisible(true) macht es sichtbar. setVisible() stammt, wie auch weitere Methoden, die für JFrame und Frame interessant sind, von der Oberklasse Window.
class java.awt.Window |
- void setVisible(boolean b)
Der Aufruf von setVisible(true) zeigt das Fenster an. Liegt es im Hintergrund, holt der Aufruf es wieder in den Vordergrund. - boolean isShowing()
Liefert true, wenn sich das Fenster auf dem Bildschirm befindet. - void toBack()
Reiht das Fenster als hinterstes in die Fensterreihenfolge ein. Ein anderes Fenster wird somit sichtbar. - void toFront()
Platziert das Fenster als vorderstes in der Darstellung aller Fenster auf dem Schirm.
Hinweis |
In der Java-Steinzeit wurden die Methoden show() und hide() genutzt. Sie sind heute veraltet (deprecated). |
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