3.11 Eigene Pakete schnüren 

Ein Java-Paket ist eine logische Gruppierung von Klassen. Zu einem Paket gehörende Klassen befinden sich normalerweise [Ich schreibe »normalerweise«, da die Paketstruktur nicht zwingend auf Verzeichnisse abgebildet werden muss. Pakete könnten beispielsweise vom Klassenlader aus einer Datenbank gelesen werden. Im Folgenden wollen wir aber immer von Verzeichnissen ausgehen. ] im gleichen Verzeichnis. Der Name des Pakets ist dann gleich dem Namen des Verzeichnisses (und natürlich umgekehrt). Nehmen wir folgende Verzeichnisstruktur an:
com/tutego/ com/tutego/Chocolate.java
Hier ist der Paketname (und somit Verzeichnisname) com.tutego. Umlaute sollten vermieden werden, da sie auf dem Dateisystem immer wieder für Ärger sorgen.
3.11.1 Die package-Anweisung 

Um die Klasse Chocolate in ein Paket com.tutego zu setzen, enthält der Quellcode als Oberstes eine package-Anweisung. Die package-Anweisung muss die erste Anweisung sein, sonst gibt es einen Übersetzungsfehler. Da Kommentare keine Anweisungen sind, lassen sich selbstverständlich Kommentare vor die package-Anweisung setzen.
package com.tutego; public class Chocolate { ... }
3.11.2 Importieren von Klassen mit import 

Um Klassen außerhalb des eigenen Pakets nutzen zu können, müssen sie dem Compiler präzise beschrieben werden. Die erste Möglichkeit war die volle Qualifizierung:
com.tutego.Chocolate s = new com.tutego.Chocolate();
Die praktischere Möglichkeit war, den Compiler über import auf die Klassen im Paket aufmerksam zu machen:
import com.tutego.Chocolate; class SantaClaus { Chocolate s; // sonst com.tutego.Chocolate }
Damit nicht alle Klassen eines Pakets einzeln aufgeführt werden müssen, können Sie mit dem Sternchen als einer Art Wildcard auf alle sichtbaren Klassen zugreifen:
import com.tutego.*;
Das macht alle Typen aus dem Paket com.tutego dem Compiler bekannt.
3.11.3 Hierarchische Strukturen und das Default-Package 

Pakete lassen sich in Hierarchien ordnen, so dass in einem Paket wieder ein anderes Paket liegen kann; das ist genauso wie bei der Verzeichnisstruktur des Dateisystems. Sun definiert das Paket java für einen Hauptzweig, aber auch javax. Unter dem Paket java liegen dann zum Beispiel awt, util und weitere. Es werden durch import java.* nicht automatisch alle Klassen der Unterpakete mit eingebunden. Die import-Anweisung bezieht sich nur auf ein Verzeichnis und schließt die Unterverzeichnisse nicht mit ein.
Unbenanntes Paket (Default package)
Falls eine Klasse ohne Paket-Angabe implementiert wird, befindet sie sich standardmäßig im unbenannten Paket (engl. unnamed package) oder Default-Paket. Es ist eine gute Idee, eigene Klassen immer in Paketen zu organisieren. Das erlaubt auch feinere Sichtbarkeiten.

Abbildung 3.6 Das Verzeichnis »default package«
3.11.4 Paketnamen 

Prinzipiell kann ein Paketname beliebig sein, doch Hierarchien bestehen in der Regel aus umgedrehten Domänennamen. Aus der Domäne zur Webseite http://tutego.de wird also de.tutego. Diese Namensgebung gewährleistet, dass Klassen auch weltweit eindeutig bleiben. Ein Paketname wird in aller Regel komplett kleingeschrieben.
Die Paketnamen java, javax und sun
Sun hat für sich selbst die Hauptpaketnamen java, javax und sun reserviert, unter denen eigene Klassen nicht liegen sollen. So liegt unser java.awt.Point in einem Sun-Paket, und das ist leicht durch den Teil java zu erkennen. Wenn jemand eigene Klassen in Pakete mit dem Präfix java setzen würde, etwa java.ui, schafft er damit Verwirrung, da nicht mehr nachvollziehbar ist, ob das Paket – wie bei den Sun-Klassen – Bestandteil jeder Distribution ist.
3.11.5 Klassen mit gleichen Namen in unterschiedlichen Paketen 

Ein Problem gibt es bei mehreren gleich benannten Klassen in unterschiedlichen Paketen. Hier ist eine volle Qualifizierung nötig. So gibt es in den Paketen java.awt und java.util eine Liste. Ein einfaches import java.awt.* und java.util.* hilft da nicht, weil der Compiler nicht weiß, ob die GUI-Komponente oder die Datenstruktur gemeint ist. Auch sagt ein import nichts darüber aus, ob die Klassen in der importierenden Datei jemals gebraucht werden. Das Gleiche gilt für die Klasse Date, die einmal in java.util und einmal in java.sql zu finden ist. Lustigerweise erweitert java.sql.Date die Klasse java.util.Date. Dass der Compiler hier nicht durcheinanderkommt, ist ganz einfach dadurch zu erklären, dass er die Klassen nicht nur anhand ihres Namens unterscheidet, sondern vielmehr auch anhand ihrer Pakete. Der Compiler betrachtet intern immer eine volle Qualifizierung.
3.11.6 Statisches Import 

Das import hat in Java die Bedeutung, den Compiler über die Pakete zu informieren, sodass eine Klasse nicht mehr voll qualifiziert werden muss, wenn sie im import-Teil explizit aufgeführt wird oder wenn das Paket der Klasse genannt ist.
Falls eine Klasse statische Funktionen oder Konstanten vorschreibt, werden ihre Eigenschaften immer über den Klassennamen angesprochen. Es gibt nun mit dem statischen Import die Möglichkeit, die Klasseneigenschaften wie eigene Funktionen oder Variablen ohne Klassennamen sofort zu nutzen.
Sehr praktisch ist das für die Bildschirmausgabe, wenn die statische Variable out aus System eingebunden wird:
import static java.lang.System.out;
Bei der sonst üblichen Ausgabe über System.out.printXXX() kann nach dem statischen Import der Klassenname entfallen, und es bleibt beim out.printXXX().
Listing 3.21 StaticImport.java
import static java.lang.System.out; import static javax.swing.JOptionPane.showInputDialog; import static java.lang.Integer.parseInt; import static java.lang.Math.max; class StaticImport { public static void main( String[] args ) { int i = parseInt( showInputDialog( "First number" ) ); int j = parseInt( showInputDialog( "Second number" ) ); out.printf( "%d ist greater or equal.%n", max( i, j ) ); } }
Mehrere Typen statisch importieren
Das statische Import bindet im Beispiel nur die max()-Funktion ein. Besteht Bedarf für die min()-Funktion, gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen lässt sich ein zweites statisches Import nachschieben oder gleich alles aus der Math-Klasse statisch importieren:
import static java.lang.Math.*;
Auch wenn Java seit Version 5 diese Möglichkeit bietet, sollte der Einsatz maßvoll erfolgen. Die Möglichkeit der statischen Importe wird dann nützlicher, wenn Klassen Konstanten nutzen wollen. Doch dazu später mehr.
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3.11.7 Eine Verzeichnisstruktur für eigene Projekte 

Neben der Einteilung in Pakete für das eigene Programm ist es auch sinnvoll, die gesamte Applikation in verschiedenen Verzeichnissen aufzubauen. Im Allgemeinen finden sich drei wichtige Hauptverzeichnisse: src für die Quellen, lib für externe Bibliotheken, auf die das Programm aufbaut, und bin (oder build) für die erzeugten Klassen-Dateien. Das Verzeichnis src lässt sich noch weiter unterteilen, etwa für Quellen, die Testfälle implementieren, oder für Beispiele:
src/ core/ examples/ test/ lib/ bin/
Mehr Anregungen zur Verzeichnisstruktur gibt die Webseite von Sun http://java.sun.com/blueprints/code/projectconventions.html.